Der bodenlose Fall der Unternehmensinsolvenzen, über den ich bereits in den Vormonaten berichtet hatte (hier) setzte sich auch im Juni – etwas abgebremst – fort: Während die Zahl der eröffneten (Regel-)Insolvenzverfahren im Mai 2020 noch um fast 15% zurückging (hier) ist sie nach vorläufigen Erhebungen von Destatis im Juni „nur“ um 8,6% (jeweils im Vergleich zum Vorjahr) zurückgegangen; die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ging im April 2020 um 13,3% (im Vergleich zum Vorjahr) zurück (hier). Nach Berechnungen von Creditreform ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im 1. Halbjahr 2020 um über 8% zurück (hier; s. zum IWH-Insolvenztrend hier) – und das schon nach einem Rekord-Tiefstand in 2019 (hier).
Damit setzt sich das scheinbare Paradox stark fallender Insolvenzzahlen trotz der heftigsten Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg etwas abgeschwächt fort. Nach Ansicht der führenden Kreditauskunfteien soll die Wende aber noch dieses Jahr erfolgen: Bereits im Vormonat war CRIF Bürgel von einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen um 10.000 gegenüber 2019 ausgegangen (hier). Creditreform geht von einer Steigerung von 20% gegenüber dem Vorjahr aus, was rund 3.600 mehr Unternehmensinsolvenzen bedeuten würde (hier). Ein Insolvenzverwalter geht sogar von 30.000 mehr Insolvenzen aus (hier). Wie auch schon in meinem Update zur Jahresprognose ausführlicher dargelegt, teile ich diese Ansichten nicht, sondern gehe davon aus, dass die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht über den September hinaus verlängert wird (s. zum COVInsAG hier) und weitere finanzielle Rettungspakete die Liquiditätsnot vieler Unternehmen lindern wird (hier).
Auch wenn die Zahl der Unternehmensinsolvenzen fällt (und wohl auch weiter fallen dürfte), „fallen“ mittlerweile gleichwohl zahlreiche namhafte Unternehmen in die Insolvenz, wie die Übersichten bei Finance belegen (hier und hier), prominentestes Beispiel dabei natürlich der Fall Wirecard (s. laufend aktualisiert dazu hier).