Ah, Trendwende, möchte man angesichts der neuesten Meldungen aus dem Hause Destatis (erfreut?) ausrufen, denn zwar belegt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oktober 2020 mit -31,9% gegenüber dem Vorjahr erneut (s. zuletzt hier) den Jahrestrend zu immer tiefer fallenden Insolvenzen. Aber im Dezember war zumindest eine Trendwende im Monatsvergleich zu erkennen: Denn die (vorläufigen) Zahlen zu den eröffneten Verfahren könnten als Trendumkehr gewertet werden, stieg doch die Anzahl zumindest im Monatsvergleich um über 18% an (hier).
Zuletzt meldeten auch wieder einige größere Unternehmensgruppen, wie die Adler Modemärkte (hier) mit immerhin 3.500 Mitarbeitern oder die Arko-Gruppe (hier) Insolvenz an (hatten die möglicherweise auf ein liberaleres StaRUG mitsamt der Möglichkeit gewettet, Verträge kündigen zu können?). Der starke Einbruch der Insolvenzzahlen in 2020 sollte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in 2020 die Zahl der Groß-Insolvenzen eher stieg (s. nur hier).
Und auch für 2021 warnen die Experten (erneut) vor einer „Insolvenzwelle“ (hier und hier) – wobei die Einschätzung des iwd, wonach mit einem Anstieg um 4.500 Insolvenzen im Vergleich zu 2020 gerechnet werden müsse, mir noch am ehesten plausibel erscheint.
Aber die Bundesregierung will offensichtlich eine Insolvenzwelle vermeiden – zumindest solange man ihr nachsagen könnte, dass diese auf einer zu späten Ausschüttung der von ihr mit der „Bazooka“ bereitgestellten Mittel (s. dazu hier) beruhen könnte. Deswegen plant die Bundesregierung wohl eine Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht (hier).