Nicht mal einen Tag, nachdem ich für mich beschlossen hatte, dass Destatis die aktuellen Insolvenzzahlen nicht mehr herausrückt (s. hier), rückte Destatis die Zahlen raus (hier), nur um dann gleich am 15. April noch mal nachzulegen (hier).
Und die Zahlen sind auf den ersten Blick etwas verwirrend: Während die (von Destatis übernommene) Überschrift suggeriert, dass die Talfahrt der Unternehmensinsolvenzen fortdauert, offenbart der Begleittext von Destatis ein, sagen wir, „differenzierteres“ Bild:
„Im Januar 2021 haben die deutschen Amtsgerichte 1 108 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 31,1 % weniger als im Januar 2020.„
Nur, um dann weiter unten wie folgt auszuführen:
„Hinweise auf die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen gibt die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren. Im Jahr 2020 war diese stetig gesunken, bis sich im November (+5 %) und Dezember (+18 %) eine Trendumkehr abzeichnete. Im Jahr 2021 setzte sich dieser Anstieg der Zahl eröffneter Regelinsolvenzverfahren mit Ausnahme des Januars (-5 %) fort. Im Februar 2021 stieg die Zahl deutlich um 30 % und im März nochmals um 37 % gegenüber dem jeweiligen Vormonat. Im März lagen die Zahlen somit erstmals seit einem Jahr über den Zahlen des Vorjahresmonats (+18 %). Die Gesamtzahl der beantragten Regelinsolvenzen, also inklusive der Verfahren, die mangels Masse nicht eröffnet wurden, lag im März 2021 sogar um 20 % höher als im März 2020.„
Fazit: Während also die Zahl der Anträge noch in den Keller geht, steigt die Zahl der eröffneten Verfahren. Unabhängig von der Frage, wie das nun technisch geht (der Antrag ist zwangsläufig vor der Eröffnung), verdichten sich erneut die Anzeichen für eine „Trendwende“. Und selbst, wenn es sich bei den Fällen vorrangig (noch) nur um Kleinstgewerbe handeln sollte, wie der Spiegel (hier) andeutet, so wäre das schon Alarmzeichen genug. Denn wenn die Zahlen trotz Aussetzung der Antragspflicht und staatlichen Subventionen ansteigen, dann könnte das berühmte „Ende der Fahnenstange“ erreicht sein. Sprich, viele Unternehmen und Unternehmer haben ihre (Alters-)Rücklagen aufgebraucht und haben jetzt nichts mehr, was sie – im Angesicht des kommenden „Bundeslockdown“ noch zusetzen könnten. Die Frage ist, was die Bundesregierung jetzt tun wird….