Die aktuellen von Destatis herausgegebenen Zahlen zur Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen bestätigen bislang meine Ansicht nach einem lauen Sommer. Denn auch im April 2021 setzte sich der Trend der stetig abfallenden Antragszahlen fort; mit -9% im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde ein weiterer Tiefpunkt erreicht.
Destatis begründet diesen weiteren Abwärtstrend überwiegend mit der noch bis Ende April 2021 ausgesetzten Insolvenzantragspflicht, setzt aber leider seine Vorausschau der vergangenen Monate basierend auf der Zahl der eröffneten Verfahren zumindest im Juli nicht fort. Aber auch der IWH-Insolvenztrend für Juli ist wohl nur beschränkt prognosetauglich, geht er doch auf Grund einer nur eingeschränkten Datenlage und dann von einer leichten Zunahme der Unternehmensinsolvenzen im Juni 2021 aus (hier). Ebenfalls durchaus erwartbar steigen die Insolvenzanträge natürlicher Personen – sie haben sich im Vorjahresvergleich mittlerweile fast verdoppelt. Die Frage ist, ob – wie Destatis vermutet – diese Steigerung alleine auf Nachholeffekte auf Grund der deutlichen Verkürzung der Restschuldbefreiung zu Beginn des Jahres zurückzuführen ist oder ob hier schon „Effekte“ der Pandemie zu Tage treten.
Auch weiterhin treibt die (Fach-)Presse die Frage nach einer potentiellen Insolvenzwelle um. Und das Pendel neigt sich zumindest in Deutschland tatsächlich eher in Richtung einer „Nicht-Welle“ (s. z.B. hier). International dagegen sieht die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eher einige Anhaltspunkte für einen moderaten Schub an Unternehmensinsolvenzen (hier). Gegen eine Insolvenzwelle in Deutschland spricht das Ergebnis der aktuell 5. Corona-Sonderbefragung des KfW-Mittelstandspanels, wonach weniger Unternehmen Umsatzeinbußen meldeten , die Liquiditätsausstattung sich spürbar verbessert habe und sich auch die Eigenkapitalsituation der KMU stabilisiere (hier). Schon vor dem Hintergrund, dass mittlerweile selbst die EZB die Existenz von Zombie-Unternehmen anerkennt (hier), ist allerdings fraglich, wie nachhaltig diese Erholung sein wird. Dies auch im Hinblick auf die mittlerweile stark anziehende Inflation (hier).
Aktuell jedoch ist das aktuelle Krisen- und Insolvenzgeschehen eher mau (s. Finance, hier), erwähnenswert ist hier nur das „Chapter 22“ (oder ist es schon „33“?) von Alno (hier). Der Sommer bleibt lau, genießen wir ihn, wer weiß, was danach kommt…