Sowohl Destatis (Mai 2021: -25,8% Insolvenzanträge ggü. Vorjahr, hier) als auch der IWH-Insolvenztrend (Juli 2021: -10% (MoM), bzw. -25% (YoY), hier) belegen die (von einem bereits niedrigen Niveau) weiter einbrechenden Insolvenzzahlen, was angesichts der verlängerten Hilfsprogramme (hier) wohl auch wenig verwunderlich ist (s. schon meine Kommentierungen der Vormonate hier und hier).
Auch in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten dürfte es nicht zu einem Anstieg der Insolvenzanträge kommen, denn die Bundesregierung plant (wie bei vorherigen Ereignissen, s. schon hier und bei mir hier) eine rückwirkende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen in der betroffenen Region vor (Meldung hier, Entwurf hier).
Allerdings gibt es trotz Ferienzeit einige prominente Verfahren zu vermelden: So hat die Hamburger Werft Pella Sietas Insolvenzantrag gestellt (hier) und mit der BBK 24 gerät gerade eine Krankenkasse in die Abwicklung (hier). Und mit Eterna geht das erste prominente Unternehmen in ein StaRUG-Verfahren (hier und hier). Und angesichts des aktuellen Urteils des BGH zu Air Berlin (hier), dass auch grundlegende Anmerkungen zur Frage der positiven Fortbestehensprognose enthält, die in der Presseerklärung nicht angesprochen werden, fragt man sich, wie lange der Vorstand von ThyssenKrupp angesichts stetig neu auftauchender Finanzierungslücken (hier) warten will, bis er in ein StaRUG oder ESUG-Verfahren gehen will.
Generell beschäftigt nicht nur die Berufsgruppe der Insolvenzverwalter, wie lange sich die Talfahrt der deutschen Unternehmensinsolvenzen noch fortsetzen wird. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Aufschluss könnte der Finanzierungsbedarf der Unternehmen nach Corona geben. Dieser wird aktuell von Alix Partners mit Euro 60 Mrd. beim „Hochfahren der deutschen Wirtschaft beziffert (hier). Auch wenn die Unparteilichkeit derartiger empirischer Untersuchungen wohl nicht ganz außer Zweifel steht, weist die „Hausnummer“ doch den Trend. Und, ob staatliche Hilfsprogramme diese Kosten auffangen können, muss man sich auch fragen. Aber zumindest bis Herbst sollte sich nichts an den weiter fallenden Insolvenzzahlen ändern – jedenfalls nicht merklich.