Wie bereits in den Vormonaten (s. zuletzt bei mir hier), so weisen auch die aktuellen Meldungen zur Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen von Destatis (hier) und IWH (hier) nur in eine Richtung – nach unten. Demnach sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2021 um -17,7%, dabei alleine im Juni 2021 um weitere -11,6%. Auch die Frühindikatoren weisen mit -19% (Destatis, Zahl der Insolvenzanträge), bzw. -11% (IWH, Zahl der bislang dem Handelsregister gemeldeten eröffneten Verfahren) für August 2021 (jeweils gegenüber Vormonat) nicht auf eine Trendwende hin.
Zwar ist auch die partielle Aussetzung der Insolvenzantragspflicht durch das COVInsAG bereits Ende Mai 2021 ausgelaufen (hier), die (nunmehr bedingungslos, hier) bis zum 31. Dezember 2021 verlängerte Regelung zur Zahlung des Kurzarbeitergeldes dürfte nach Einschätzung nicht nur des IWH (s. erneut hier) für den vermuteten „Rückstau“ von Insolvenzen ähnlich verantwortlich sein. Auch die (ebenfalls vor der Verlängerung stehende ) sog. „Überbrückungshilfen“ für Unternehmen (hier) könnte (marktbereinigende) Insolvenzen bislang und jetzt wohl bis Jahresende verhindert haben und noch verhindern. Denn, glaubt man den Erhebungen von Creditreform (hier), dann sind nicht wenige Unternehmen bereits mit einer schlechten oder sogar negativen Ertragslage in die Corona-Pandemie geraten. Auf Grund des wirtschaftlichen Einbruchs mit Beginn der Pandemie und der gerade im (häufig nicht von Rücklagen verwöhnten) Handel, in der Gastronomie und im Eventbereich nur zögerlichen Erholung fällt es dementsprechend schwer, andere Erklärungsmuster für das Ausbleiben einer Insolvenzwelle zu finden, als die bezogen auf staatliche Stützungsmaßnahmen (s. dazu auch die Untersuchungen von Falkensteg, die von einem „Insolvenz-Parodoxon“ im letzten Jahr sprechen, hier). Die Frage aller Fragen („Kommt die Restrukturierungswelle?“) wird Ihnen in diesem Monat von Oliver Wyman präsentiert (hier).
Gleichwohl gibt es genügend schlagzeilenträchtige Verfahren: Das derzeit interessanteste Verfahren dürfte den Hemdenhersteller Eterna betreffen, der sich gerade in einem ersten großen StaRUG-Verfahren saniert (hier und hier). Bei der Abwicklung von Air Berlin betritt der Insolvenzverwalter neues Terrain und versucht, die vorgeblichen Forderungen u.a. gegen Etihad und KPMG iHv. bis zu Euro 2 Mrd. an „mutige Investoren“ zu verkaufen (hier). Bei Alno (über die erneute Insolvenz hatte ich hier schon berichtet) gehen nun endgültig die Lichter aus (hier). Auch beim Finanzierer von Biogas- und Photovoltaik-Anlagen UDI sieht es eher düster aus, nachdem die angestrebte Sanierung im Eigenverwaltungsverfahren scheiterte – und nun eine schnöde Regelinsolvenz eröffnet wurde (hier).