Zwar ist die Zahl der Unternehmensinsolvenz (sprich der eröffneten Verfahren) im November 2021 um 4,6% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, wie Destatis meldet (hier). Aber schon fast erwartungsgemäß ist die als Frühindikator anzusehende Zahl der Anträge auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens (in der die Unternehmensinsolvenzen enthalten sind) im Januar 2022 sowohl nach Destatis (-17,2%), als auch nach dem IWH-Insolvenztrend (-16%, hier) gegenüber den Vormonaten stark zurückgegangen. Und auch für die nächsten Monate sieht es nicht nach einer Insolvenzwelle aus.
Eine Erklärung für die „nachhaltige“ Insolvenzflaute sieht der VID darin, dass Unternehmen in der Krise – auch auf Grund der reichlich am Markt vorhandenen Liquidität – von anderen Firmen aufgekauft werden, anstatt in die Insolvenz zu gehen (hier). So gesehen beeinflusse das (sehr starke) M&A-Geschäft die Restrukturierungen. Dementsprechend dürfte Hintergrund der Forderung des Gravenbrucher Kreises, nunmehr eine temporäre Erleichterung des Zugangs zum Schutzschirmverfahren (also einer Insolvenz) in Form eines „Corona-Schutzschirms“ zu schaffen, eher der Angst geschuldet sein, noch mehr in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, denn der vorgegebenen Stärkung des “ Sanierungsstandortes Deutschland“. „Be careful with what you choose, you may get it.“ sagte mal ein US-General. Und VID und Gravenbrucher Kreis haben mit dem SanInsFOG seit 2021 genau das bekommen was sie immer wollten – einen restriktiven Zugang zu den Sanierungstools des Insolvenzrechts. Aber jetzt will eben kein klar denkender Unternehmer diese Verfahren mehr „nutzen“.
Die wenigen Fälle scheinen dafür um so illustrer zu sein: Das Unternehmen Lichtmiete, das erst im Januar 2022 Insolvenzantrag gestellt hatte (siehe hier), nahm – wegen angeblich vorhandener solventer Investoren – seinen Insolvenzantrag zurück (hier). Da dürfte noch was nachkommen – denn zwar dürfte sich damit das Insolvenzverfahren erledigen, nicht jedoch die staatsanwaltlichen Ermittlungen. Und auch die Insolvenz der MV Werften und der Lloyd-Werft (siehe bereits hier) weist schon eine weitere Wendung auf: Nun ist der Eigner Genting auch noch insolvent (hier) und es wird bekannt, dass er bereits Anfang 2021 eigentlich die Werften abwickeln wollte (hier). Nun ja, auch von diesem Fall wird man noch mehr hören, da bin ich mir sicher.